Call for Sessions

XXXVII. Deutscher Kongress für Kunstgeschichte 2024
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

 

Bild und Raum

Der Deutsche Verband für Kunstgeschichte e.V. veranstaltet gemeinsam mit dem Institut für Kunstgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und seinen Kooperationspartnern den XXXVII. Deutschen Kongress für Kunstgeschichte, der im Frühjahr 2024 unter dem Motto „Bild und Raum“ in Erlangen stattfinden wird.

Unsere Gegenwart ist durch die Omnipräsenz und jederzeitige Verfügbarkeit von Bildern geprägt. Dabei dringen die Bilder mehr denn je in unsere Wirklichkeit ein, indem sie Raum einnehmen oder sogar neue Räume bilden. Die avanciertesten technischen Innovationen zielen darauf ab, Techniken der Raumdarstellung zu verbessern und den Raum mit Bildern zu durchdringen (etwa mittels CAD-Entwürfen, 3D-Scannern und 3D-Druckern, Hologrammen, Gaming, Augmented Reality, immersiven Räumen usw.). Die enorme Popularität immersiver Settings verweist auf das große affektive Potential des Raumes. Während das Bild uns zweidimensional entgegentritt, bezieht der Raum uns mit allen Sinnen ein. Die Kunst partizipiert an dieser Entwicklung, indem sie sich nicht mehr ausdifferenziert in Raumkunst oder Bildkunst, sondern bildliche und räumliche Aspekte miteinander verschränkt und so ihrerseits neue, hybride Räume bildet. Auch im Museumsbereich ist das Konzept eines neutralen Raums, eines White Cube, der einzig als Folie der darin präsentierten Bilder fungiert, lange überwunden.

Vor diesem Hintergrund widmet sich der Deutsche Kongress für Kunstgeschichte 2024 dem Verhältnis von Bild und Raum, das sowohl in einer historischen als auch in einer transkulturellen Perspektive untersucht werden soll. Der Kongress möchte die methodischen Erweiterungen des Faches aus der jüngeren Zeit aufnehmen, Impulse aus dem Iconic Turn und dem Spatial Turn zusammenführen und die Möglichkeiten ausloten, die sich dabei eröffnen.

Die Bedeutung der Entwicklung hin zu einer die Wirklichkeit dominierenden Bilderflut für die Disziplin wurde in der kunsthistorischen Theoriebildung zum Iconic Turn ausführlich reflektiert. Der in den Geisteswissenschaften vollzogene Spatial Turn wiederum hat mit dem Verständnis vom „Raum“ als Ergebnis sozialer Interaktion, mit der Untersuchung von Raumwahrnehmung und -konstruktion einen Paradigmenwechsel eingeleitet, welcher auch für die Kunstgeschichte von zentraler Bedeutung ist. Da der Raum unsere Wahrnehmung konditioniert, besitzt die Analyse der Zusammenhänge von Bild und Raum hohe Relevanz. Die in unserem Fach übliche Spezialisierung auf entweder Bildkünste oder Architektur hat allerdings dazu geführt, dass es relativ wenige Studien gibt, die sich tatsächlich darauf einlassen, Wechselwirkungen zwischen Architektur und Bildkünsten systematisch zu erforschen. Der Kongress soll daher eine Plattform für die Verknüpfung von Methoden der Architektur-, Kultur- und Bildwissenschaft bieten.

Das Thema ist nach vielen Richtungen anschlussfähig. Profane und sakrale Bild-Raum-Ensembles aus verschiedenen Epochen und verschiedenen Kulturen können nach den jeweiligen Wirkungsstrategien, Rezeptionsmechanismen und performativen Nutzungen befragt werden. Dabei bietet es sich an, durch die Analyse von Ensembles aus europäischen und außereuropäischen Kontexten auch kulturelle Transferprozesse und Hybridisierungen in den Blick zu nehmen. Der denkmalpflegerische Umgang mit solchen Ensembles, ihre grafische Reproduktion und Dokumentation bilden weitere große Themenfelder. Neben fotografischen Dokumentationen sind dabei auch dreidimensionale CAD-Raumvisualisierungen und 3D-Rekonstruktionen zerstörter Ensembles zu berücksichtigen. Geschlechtsspezifische Raumausstattungen können ebenso thematisiert werden wie die kulturelle Kodierung von Bild und Raum. Auch für den Bereich der Präsentation und Vermittlung von Kunst (in Museen, Medien, allen Bereichen der Didaktik) ist die Reflexion der Interaktionen von Bild und Raum von zentraler Bedeutung.

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist ein idealer Standort für die Auseinandersetzung mit diesen Themen. Das Institut für Kunstgeschichte der FAU hat die Diskussion über das Konzept einer Bild-Raum-Wissenschaft bereits intensiv vorangetrieben und kooperiert eng mit den Museen der Metropolregion Nürnberg, insbesondere mit dem Germanischen Nationalmuseum, dessen Name und Geschichte die Frage nach der Konstruktion von Kulturräumen und Nationenbegriffen aufwirft. Die wechselvolle Geschichte Nürnbergs mit ihren markanten Höhen und Tiefen im Mittelalter, im Zeitalter Dürers und während der NS-Zeit lädt dazu ein, sakrale und profane Bild-Raum-Ensembles aus verschiedenen Epochen nicht zuletzt nach ihren politischen Aussagen und aktuellen Neusemantisierungen zu befragen.

Vier Sektionen werden öffentlich ausgeschrieben. In einem ersten Schritt laden wir daher alle Kolleginnen und Kollegen ein, uns einen Vorschlag für eine Sektion zukommen zu lassen. Der Vorstand des Verbandes wird zusammen mit dem Erlanger Ortskomitee im November 2022 darüber beraten und eine Auswahl aus den eingesandten Vorschlägen treffen. Die Entscheidungen erfolgen allein aufgrund der Qualität der eingereichten Vorschläge. Sofern sich diese inhaltlich überschneiden, behält sich das Organisationskomitee vor, den überzeugendsten Vorschlag auszuwählen. Die Sektionen sollen als Tandem geleitet werden, im Idealfall von Kolleginnen und Kollegen, die in verschiedenen Berufsgruppen tätig sind.

Die ausgewählten Sektionen werden ihren Call for Papers im Frühjahr 2023 veröffentlichen können. Pro Sektion sind vier Referate vorgesehen.

Bitte reichen Sie Ihren Sektionsvorschlag spätestens bis zum 06.11.2022, 18:00 Uhr, in der Geschäftsstelle des Verbandes per E-Mail an in folgender Form ein:

  • Exposé von max. 2.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) als PDF-Datei,
  • in einer separaten PDF-Datei Ihre Kurzbiografie (max. 1.200 Zeichen) und Ihre Kontaktdaten sowie ggf. die Kurzbiografie und Kontaktdaten einer Co-Sektionsleiterin / eines Co-Sektionsleiters.

Von den Leiterinnen und Leitern einer Sektion wird erwartet, dass sie – sofern eine kunsthistorische Ausbildung vorliegt und sie im Inland ansässig sind – spätestens zu Beginn des Kongressjahres Mitglieder des Deutschen Verbandes für Kunstgeschichte sind.

Für Rückfragen zur Sektionsausschreibung wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle des Verbandes unter .