Arbeitskreis
Kunstgeschichte und Bildung

Foto: Lehrstuhl für Kunstgeschichte, TU Dortmund (Malte Schürmann)
In anderen europäischen Ländern sind Kunst (Praktische Kunst, hervorgegangen aus dem Zeichenunterricht) und Kunstwissenschaft zwei Schulfächer. Anders in Deutschland. Hier sind praktische Kunst und Kunstwissenschaft in ein- und demselben Schulfach zusammengebunden, dem Fach Kunst oder im älteren Sprachgebrauch: Kunsterziehung.
Für das Kunstlehrerstudium wird die Kunstgeschichte in eine Ausbildung integriert (etwa 30 Kunstgeschichtsprofessuren sind in Deutschland in dieser Funktion teilweise oder ganz begründet), an deren Berufschancen das Fach (anders als etwa in der Germanistik oder Geschichte, wo Staatsexamen und Magister/Master gleichwertige Abschlüsse für wissenschaftliche Laufbahnen sind) allerdings keinen Anteil hat. Die Schule ist kein Berufsfeld für Kunsthistoriker/-innen. Zugleich ist das Fach auch nicht an der Ausgestaltung von Curricula, der Formulierung von Prüfungsthemen (Stichwort: Zentralabitur), der Legitimation von Lehrinhalten und Kompetenzen beteiligt. Bildungsstandards für das Fach Kunst werden gegenwärtig in aller Regel ohne Beteiligung der Kunsthistoriker/-innen formuliert. Zu beobachten ist in der Folge eine alarmierende Verdrängung von kunsthistorischen Themen aus den Schulen. Damit verlieren die Museen wie die Denkmale, Kirchen und Schlösser mit ihren Ausstattungen, Schatzkammern, das gesamte historische Kunsthandwerk u. a. m. – mithin das kulturelle Erbe – die gesellschaftlich verankerte Vermittlung in die nächste Generation hinein.
Der Arbeitskreis Kunstgeschichte und Bildung möchte eine Plattform bilden, um die Rolle des Faches in den Kontexten von Schule – auch über den Kunstunterricht hinaus (etwa für den Sachkundeunterricht in der Grundschule oder die Bilder im Geschichtsunterricht) – deutlich zu machen. Angestrebt wird, im Fach begründete Legitimationen und Forderungen für Inhalte und Kompetenzen zu formulieren. Für Projekte (Stichwort: Ganztagsschule) sollten Kunsthistoriker/-innen an Schulen eingebunden werden. Der Arbeitskreis Kunstgeschichte und Bildung möchte ein Verhandlungspartner in bildungspolitischen Prozessen (Schulministerien, Kultusministerkonferenz) werden und die Anliegen des Faches etwa bei der Formulierung von Bildungsstandards und Curricula einbringen.