Innerhalb der mittelalterlichen Sinneshierarchie nimmt das Hören einen prominenten Platz ein. „Im Anfang war das Wort“ (Joh 1.1) und „der Glaube kommt vom Hören“ (Röm 10.17) entfalten als neutestamentliche Perikopen in der Spätantike und im Mittelalter eine immense Wirkung. Darauf basierend entwickeln sich beispielsweise Vorstellungen von der conceptio per aurem, nach der Maria durch das Hören empfing. Die mittelalterlichen Sinneswelten aber nicht mehr vom Primat des Sehens, als vielmehr vom Hören ausgehend zu ergründen, eröffnet neue und überraschende Sichtweisen zu Bewertung und Verständnis von Handlungen und Ritualen, medialen Fixierungen und Narrativen. Doch ein Sinn steht selten für sich allein. Vor allem im christlich-lateinischen Mittelalter wird Wahrnehmung grundsätzlich im fluiden, situationsabhängigen Wechselverhältnis der Sinne zueinander gedacht. Ziel der Tagung ist folglich, die besondere Bedeutung des Hörens innerhalb multisensorischer Gefüge und damit verbundener Wahrnehmungsmuster und Be-Deutungszusammenhänge mit ihren spezifischen Kommunikationszusammenhängen nachzuvollziehen.