Flüggerhaus Hamburg

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Flüggerhaus
Rödingsmarkt 19
20459 Hamburg

Erbaut: 1907–1908
Entwurf: Freytag, Wurzbach und Elingius
Geschütztes Baudenkmal: ja, seit 1998

Status:  akute Gefährdung

Seit der Unterschutzstellung des Gebäudes im Jahre 1998 ist eine dramatische Verschlechterung des Bauzustandes zu verzeichnen. Seit ca. 2010 steht das gesamte Flüggerhaus bis auf die Ladenfläche im Erdgeschoss leer. Besonders die Fassade des Lagerhauses ist in baulich schlechtem Zustand, aber auch bei der Front des Kontorhauses besteht Handlungsbedarf.

Kontorhausfassade. Foto: Robin Augenstein

Das Gebäude, 1907–1908 von der Architektengemeinschaft Freytag, Wurzbach und Elingius am Rödingsmarkt 19 für die Firma J. Flügger Farben erstellt, ist ein für Hamburg untypisches Kontorhaus. Einerseits war die hier ausgeführte und auf den Bautypus des Alt-Hamburger-Kaufmannshauses der Frühen Neuzeit zurückgehende Kombination aus Kontor- und Lagergebäude seit der Einrichtung der Speicherstadt obsolet geworden, andererseits ist die durch Vertikalismus und sparsame Ornamentierung geprägte dreiachsige Fassade die einzige Kontorhausfassade Hamburgs, die in rotem Sandstein ausgeführt wurde. Erdgeschoss und die erste Etage sind als Ladenfläche ausgeführt, wobei besonders die großen Rundbogenfenster des Obergeschosses und ihre Einsehbarkeit vom 1912 eröffneten Hochbahnring aus eine Besonderheit bilden. Das rückseitige Lagerhaus verfügte über einen Zugang zum inzwischen verfüllten Deichstraßenfleet. Das siebengeschossige Kontoraus wird über ein zum Innenhof verglastes Treppenhaus mit Paternoster erschlossen, während der Lagertrakt über ein eigenes Treppenhaus und einen (inzwischen demontierten) Lastenaufzug verfügt.

Hofdurchgang. Foto: Robin Augenstein

Im Gutachten zum Denkmalwert war davon ausgegangen worden, dass der Paternoster seit mehreren Jahrzehnten verloren sei, tatsächlich ist die gesamte Anlage in ihrer ursprünglichen Form von 1908 erhalten und stellt somit den ältesten erhaltenen Paternoster der Welt dar, der zudem in einer heute deutschlandweit einmaligen offenen Bauweise ausgeführt wurde.

Seit der Unterschutzstellung des Gebäudes im Jahre 1998 ist eine dramatische Verschlechterung des Bauzustandes zu verzeichnen. Nach einem ersten Verkauf Ende der 1990er Jahre begann die sukzessive Entmietung, während das Gebäude in den Folgejahren als Teil eines Immobilienportfolios mehrmals ohne jegliche Instandhaltungsmaßnahmen weiterverkauft wurde. Seit ca. 2010 steht das gesamte Flüggerhaus bis auf die Ladenfläche im Erdgeschoss leer.

Detail der Front. Foto: Robin Augenstein

Besonders die Fassade des Lagerhauses ist in baulich schlechtem Zustand, aber auch bei der Front des Kontorhauses besteht Handlungsbedarf. Während die oft original erhaltenen Innenräume den langen Leerstand gut überstanden haben, zeigen sich an der Fassade des Innenhofes noch Verwerfungen von Druckwellen eines Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg. Die zentrale Lage und der frei variierbare Grundriss der Räumlichkeiten bieten gute zukünftige Nutzungsmöglichkeiten. Eine Aufwertung des Flüggerhauses würde gleichsam eine Aufwertung für den gesamten Straßenzug am Rödingsmarkt bedeuten.

Robin Augenstein

Oben: Fassade Rückseite. Foto: Robin Augenstein