Kinetische Skulptur „Licht und Bewegung“

'

Kinetische Skulptur „Licht und Bewegung“
an der Fassade des ehemaligen Kauhauses Wormland
Hohe Straße 124–126
50667 Köln

Erbaut: 1966
Entwurf: Otto Piene (1928–2014)
Geschütztes Baudenkmal: ja, seit 2015

Status:  drohende Gefährdung

Die aufwendige Fassade des ehemaligen Wormland-Hauses in Köln ist seit 2015 denkmalgeschützt. Zwar ist ihre Installation „Licht und Bewegung“ von Otto Piene (1966) seit Jahren außer Betrieb, doch wäre das Objekt funktionstüchtig. Es fehlt ein Bekenntnis des neuen Eigentümers, das Kunstwerk in situ zu reaktivieren oder es zumindest zu sichern.

Unterstützer: Galeristin Martina Kaiser // Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz

Geschäftshaus Hohe Straße 124–126: Auch Pimkie ist inzwischen wieder ausgezogen. Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Im Jahre 1965 beauftragte der Kaufmann Theo Wormland den Architekten Peter Neufert mit Umbau und Modernisierung seines Herrenbekleidungshauses in der Hohe Straße 124–126 / Ecke Salomonsgasse in Köln. Wie Wormland war auch Neufert leidenschaftlicher Förderer zeitgenössischer Kunst. Ein Umstand, der beide zusammengebracht hatte und Haus Wormland 1966 zu einem avantgardistischen Gesamtkunstwerk werden ließ: Neufert überzog die Fassade des Ursprungsbaus aus den 1950er Jahren mit einer kristallinen Fassadenhaut aus quadratisch-pyramidalen Edelstahlplatten (Nirosta). Sie wurde zum Reflektor für das aufsehenerregendste öffentliche Kunstwerk der Stadt: die kinetische Plastik „Licht und Bewegung“ des ZERO-Künstlers Otto Piene (1928–2014).

Piene gehört zu den Erneuerern der Kunst nach 1945. Gemeinsam mit Heinz Mack und Günther Uecker begründete er 1957 ZERO, eine neue Avantgarde, einen künstlerischen Neuanfang jenseits der klassischen Genres. Immaterielles, Licht oder Bewegung, rückten ins Zentrum der künstlerischen Arbeit, so auch bei Haus Wormland.

Zu lange schon ohne Licht und ohne Bewegung: Otto Pienes “Licht und Bewegung” in der Hohe Straße. Foto: Uta Winterhager

Pienes Kunstwerk an der Hohe Straße wirkt wie eine gigantische Lichtmaschine, die pulsierende Signale in den Weltraum sendet. In Aktion drehen sich die unterschiedlich großen und beleuchteten Aluminium-Kugeln nach einem ausgeklügelten Plan des Künstlers. Während eines etwa eine Minute dauernden Bewegungsdurchlaufs schießt ein Lichtstrahl in den Kosmos, der fast 100 Kilometer weit zu sehen ist. Zeichen der Kunstbegeisterung des Bauherrn und Werbeträger für dessen Modehaus in einem. Heute ist die Plastik zwar seit Jahren stillgelegt, wäre aber funktionsfähig: Der Motor (aus der ehemaligen DDR) sei intakt, die Kugeln müssten lediglich gereinigt, die Glühbirnen gegen stromsparendes LED-Licht ausgetauscht werden, so die Architektin Claudia Pannhausen, die die Installation überprüft hat.

Otto Pienes „Licht und Bewegung“ in der Hohe Straße. Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Bisher gab es verschiedene Bemühungen, u. a. von der ehemaligen Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner (Regionalverband Köln des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz), das Kunstwerk Pienes seiner Bedeutung entsprechend wieder in Gang zu setzen und ins öffentliche Bewusstsein der einstigen Kunstmetropole Köln zurückzuholen. Doch seit die Wormland-Stiftung das seit 2015 unter Denkmalschutz stehende Gebäude veräußert hat, weht ein neuer Wind aus Berlin: Der neue Eigentümer, ein Investor aus der Hauptstadt, hat seinen Fokus auf Rendite. Kunst und Denkmalschutz verhindern aus seiner Sicht bisher die gewünschte Büronutzung – mangels Fensterflächen. So lässt er das Haus vorerst leer stehen. Die Obergeschosse sind mittlerweile in einem schlechten Zustand. Es ist leider zu befürchten, dass das Haus so verkommt, dass ein Abbruch nicht mehr ausgeschlossen werden kann.

Derzeit engagiert sich vor allem die Kölner Galeristin Martina Kaiser für das Kunstwerk Pienes und akquiriert Sponsoren, die die Kosten der Restaurierung übernehmen könnten. Doch bisher bilden die neuen Eigentumsverhältnisse zusammen mit dem fehlenden Verständnis des Investors eine unüberwindbare Hürde. Dabei steht außer Frage, dass die zuständige Denkmalbehörde zu konstruktiven Gesprächen bereit wäre. Eine denkbare Option könnte notfalls auch die Translozierung an einen anderen Standort sein, doch wäre die Erhaltung am historischen Ort absolut wünschenswert.

Texte: Ute Reuschenberg
Redaktion: Martin Bredenbeck

Oben: Ein Spiel aus Licht, Bewegung und Spiegelungen an der Fassade des früheren Kaufhauses. Foto: Ute Reuschenberg