Die Geschichte des auf dem ersten deutschen Kunsthistorikertag 1948 in Brühl als „Verband Deutscher Kunsthistoriker e.V.“ gegründeten Deutschen Verbandes für Kunstgeschichte ist noch zu schreiben.
Anders als bei dem im selben Jahr unter neuem Namen wiederbegründeten Historikerverband handelte es sich beim „Verband Deutscher Kunsthistoriker“ um eine Neugründung. Als Berufsverband trat er an die Seite des noch vor dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufenen, einem Forschungs- und Publikationsprogramm verpflichteten Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft e.V. Vorrangiges Ziel der Gründung des Verbandes war es, den Fachvertretern und -vertreterinnen in Wissenschaft, Museen, Denkmalpflege und anderen Berufen mit den Kunsthistorikertagen ein gemeinsames Forum des wissenschaftlichen Austausches zu bieten und zu aktuellen, das Fach betreffenden Fragen Stellung zu nehmen.
Die Vorgeschichte des Verbandes reicht bis in die Zeit des Nationalsozialismus zurück. Im Jahre 1938 hatte Wilhelm Pinder erfolglos versucht, den „Verband deutscher Kunstwissenschaftler“ mit für die NS-Zeit typischen Merkmalen, etwa einem Paragraphen zum Reichsbürgergesetz als Bestandteil der Nürnberger Rassengesetze, zu gründen.
Die eigentliche Geschichte des Verbandes beginnt mit seiner formellen Gründung 1948 auf Schloss Augustusburg in Brühl, mit der Wahl des nationalsozialistisch belasteten Hans Jantzen zum Ersten Vorsitzenden sowie den von da an bis heute zweijährig stattfindenden Kunsthistorikertagen. 1950 forderte Herbert von Einem vergeblich die Bildung eines „Ehrengerichtes“, um die Vergangenheit belasteter Kollegen im Nationalsozialismus zu untersuchen. Mit von Einems Wahl zum Vorsitzenden 1961 verstärkte sich die zuvor verhalten begonnene internationale Öffnung des Verbandes sowie das Angebot zur Mitgliedschaft an die nach 1933 exilierten Kolleginnen und Kollegen.
Gesellschafts- und wissenschaftspolitische, aber auch fachspezifische Kontroversen führten 1968 auf dem Kunsthistorikertag in Ulm zur Gründung des Ulmer Vereins, der mit eigenen Veranstaltungen, Publikationen und Initiativen wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der Kunstgeschichte gegeben hat. Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Verband zunehmend darum bemüht, seine Schlagkraft als Berufsverband zu stärken und seine Arbeit – nicht zuletzt auch durch die Einrichtung einer festen Geschäftsstelle – zu verstetigen und zu professionalisieren.
2022 wurde von der Mitgliederversammlung in Stuttgart die Änderung des Vereinsnamens in „Deutscher Verband für Kunstgeschichte e.V.“ und des Kongressnamens in „Deutscher Kongress für Kunstgeschichte“ beschlossen.
Kunsthistorikertage/Kongresse seit 1948 und dort gewählte Erste VorsitzendeAls einen Schritt zur vertieften Beschäftigung mit der eigenen Geschichte hat der Verband am 1. und 2. Oktober 2018 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg den Workshop „Der Verband Deutscher Kunsthistoriker 1948 bis 1968/70. Die ersten zwanzig Jahre seines Bestehens“ ausgerichtet. Mithilfe des im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg lagernden Verbandsarchivs sollten Untersuchungen am Quellenmaterial unternommen werden, um mit ersten Beiträgen die Grundlage für eine noch zu schreibende Verbandsgeschichte zu legen. Der Workshop verstand sich als Anstoß zu weiteren Untersuchungen und Veranstaltungen.
Programm zum Workshop „Der Verband Deutscher Kunsthistoriker 1948 bis 1968/70“ (397 KB)Einige Beiträge zum Nürnberger Workshop werden auf dieser Seite als „Bausteine“ einer offenen, fortlaufend erweiterbaren Verbandsgeschichte zugänglich gemacht. Sie sollen nach und nach um weitere Texte ergänzt werden. Die Geschäftsstelle nimmt gerne Vorschläge für Beiträge entgegen.