Commerzbank-Hochhaus Hamburg

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Commerzbank-Hochhaus
Ecke Große Reichenstraße / Domstraße
20095 Hamburg

Erbaut: 1961–1964
Entwurf: Godber Nissen (1906–1997) mit Wilhelm Fritzsche
Geschütztes Baudenkmal: ja, seit 2013

Status:  akute Gefährdung

Seit 2013 steht das 12-geschossige Hochhaus unter Denkmalschutz. Dessen­un­geachtet wurde im Juni 2017 unter Berufung auf eine sich wirtschaftlich kaum rentierende Sanierung die Abrissgenehmigung erteilt. Ein Architekturwettbewerb ist für Sommer/Herbst 2019 anberaumt.

Hochhaus und Altbau. Foto: Historisches Archiv Commerzbank

Das von Godber Nissen und Wilhelm T. Fritsche entworfene Hochhaus wurde als Erweiterungsbau der Hamburger Commerzbank-Zentrale 1964 in unmittelbarer Nähe zum Rathaus fertiggestellt und eröffnet. Der 1872/73 auf dem Nachbargrundstück nach Plänen des Hamburger Rathaus-Architekten Martin Haller entwickelte Altbau, der aufgrund von signifikanten An- und Umbauten vor und nach dem zweiten Weltkrieg nicht unter Denkmalschutz steht, wurde durch eine 30 Meter lange Fußgängerbrücke angeschlossen. Die dynamische Wechselwirkung zwischen den zwei sich in Kubatur, Materialität und Anmutung maßgeblich unterscheidenden Baukörpern steht zum einen bildhaft als Zeugnis für die Zäsur des Krieges mit den historistischen Fassaden des Altbaus auf der einen Seite und der im Neuen Bauen vorbereiteten, nüchternen Funktionalität des Erweiterungsbaus auf der anderen. Weiterhin stellt sich letzterer in eine Reihe von zur gleichen Zeit entwickelten Bürokomplexen, die sich im Stadtgebiet vor allem in der City Nord der radikalen Neukonzeptionierung von Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor hin zu Funktionalität, Flexibilität und Komfort widmeten. Seit dem 05.04.2013 steht das 12-geschossige Hochhaus unter Denkmalschutz.

Großraumbüro. Foto: Historisches Archiv Commerzbank

Gerade bei Bauten dieses Typus und dieser Zeit neigt die nicht fachkundige, öffentliche Debatte dazu, ausschließlich ästhetische Kriterien in der Bewertung von Architektur anzusetzen und die schmucklosen, gerasterten Bürofassaden gerade im Vergleich zum populären Formenschatz des 19. Jahrhunderts als nicht schützenswert zu erachten. Und so verkaufte die Commerzbank AG das Ensemble im Februar 2016 an einen Investor, woraufhin im Juni 2017 unter Berufung auf eine sich wirtschaftlich kaum rentierende Sanierung die Abrissgenehmigung für das Hochhaus erteilt wurde. Ein Architekturwettbewerb ist für Sommer/Herbst 2019 anberaumt, aus dem laut Investor Entwürfe hervorgehen sollen, die nach Abriss beider Bestandsgebäude die Errichtung von Neubauten auf dem Areal, höchstens unter Einbezug von Teilen der Hallerschen Fassaden, zum Ziel haben werden. Ähnlich wie bei dem drohenden Abriss der kaum einen Kilometer entfernten City-Höfe wird in Kauf genommen, dass Hamburg ein weiteres Baudenkmal der Nachkriegsmoderne verlieren könnte.

Nikitas Karafotis

Oben: Commerzbank-Hochhaus. Foto: Eberhard Troeger
Alle Abbildungen aus: Detlef Krause, Katrin Lege und Ulrike Zimmerl, Die Commerzbank am Neß in Hamburg. 140 Jahre Baugeschichte in Bildern, Dresden 2016.