Generalshotel in Schönefeld
Generalshotel
Sonderabfertigung für Generale und Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft
Auf dem Flughafengelände des BER
12527 Schönefeld
Erbaut: 1948/49
Entwurf: Max Schmidt
Geschütztes Baudenkmal: ja (1995 Denkmalwert erkannt)
Status: Substanzverlust
Das ehemalige Generalshotel liegt heute auf dem Flughafengelände des BER. Sein Abbruch wurde bereits im Jahr 2011 durch einen Planfeststellungsbeschluss gegen die Einschätzung der Denkmalbehörden beschlossen. Entstehen sollte hier ein neues Regierungsterminal. Seit 2022 ist bekannt, dass das Terminal nicht gebaut werden wird. An dem geplanten Abbruch des Generalshotels, der bereits im Juli 2023 starten soll, wird hingegen festgehalten, obwohl das Gebäude weiterhin von den Denkmalbehörden als Denkmal betreut und somit zu keinem Zeitpunkt aufgegeben wurde.
Unterstützung: Moderne Regional, TU Berlin (Stephanie Herold)
Der heutige Flughafen Berlin Brandenburg (BER) geht auf die ab 1934 in Schönfeld errichteten Henschel-Flugzeugwerke-AG zurück. Während das Werk durch Demontage und Sprengung nach 1945 verschwand, bekam der Ministerpräsident der Mark Brandenburg von der Sowjetischen Militäradministration 1947 den Auftrag zur Umgestaltung und zum Aufbau des Flugplatzes Schönefeld. Der Bau des Flugplatzes wurde mit allen Mitteln forciert und beachtliche Geldsummen (60 Millionen Reichsmark) zur Verfügung gestellt. Sein Aufbau spielte in der Politik der Sowjetischen Besatzung eine entscheidende Rolle, da er die unabhängige, schnelle und sichere Verbindung nach Moskau garantierte. Dieser wichtigen Funktion entsprach die repräsentative Gestaltung der Sonderabfertigung für Generale und Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft sowie Staatsgäste der DDR. Bereits 1948 bis 1949 entstand der von Max Schmidt entworfene Bau als erster Neubau des zivilen Flughafens Schönefeld. Schmidt wurde Ende 1948 aus seinem Amt entlassen; ob sein Entwurf vollständig umgesetzt wurde oder der später tätige Architekt Hell noch Veränderungen veranlasste, ist nicht bekannt.
Das Generalshotel gehört zweifelsohne zu den besonders frühen und gleichzeitig letzten in dieser Vollständigkeit und Authentizität überkommenen baulichen Sachzeugnissen der unmittelbaren Nachkriegsarchitektur, die die politische Stärke und das Selbstbewusstsein der sowjetischen Besatzung zum Ausdruck bringen. Der Repräsentationsanspruch wird sowohl in der anspruchsvollen Fassadengestaltung mit Architekturdetails in Rochlitzer Porphyr als auch der qualitätvollen Innenausstattung deutlich. Das Gebäudeinnere hat sich dabei bis heute in erstaunlichem Umfang erhalten und ist von den Seidentapeten über die Heizkörperverkleidung bis hin zur Beleuchtung als Gesamtkonzept auf seltene Weise erlebbar geblieben. Neben hochwertigen Materialien, Oberflächen und Möbeln ist auch baugebundene Kunst, zum Beispiel Metallgestaltungen von Fritz Kühn, erhalten.
Besonders schmerzlich ist dabei, dass die Ursache für den Abbruch – die geplante Errichtung des Regierungsterminals – inzwischen nicht mehr aktuell ist. Jedoch wird argumentiert, das Generalshotel stünde auch weiterhin auf geplanten notwendigen Flugbetriebsflächen. Immer mehr Stimmen werden seit dem Beginn des Jahres 2023 laut und fordern die Erhaltung des Gebäudes. Unter anderem hat sich eine parteiübergreifende Initiative zur Rettung des Gebäudes gegründet, welche in einem offenen Brief mit Unterstützung vieler gewichtiger Institutionen und Namen an die beteiligten Bundesministerien appelliert.
Der Abbruch des ehemaligen Generalshotels wäre der unwiederbringliche Verlust eines heute in einmaliger Weise erhaltenen Vertreters der frühen Nachkriegsarchitektur. Die Schnelllebigkeit von Planungen hat sich seit Abschluss des Planfeststellungsverfahrens im Jahr 2011 bereits bewiesen. Nutzungen und Anforderungen verändern sich fortwährend – insbesondere im Hinblick auf den Klimaschutz und neue Haltungen zum Thema Mobilität – umso wichtiger ist es daher, die Planung an dieser Stelle mit dem Denkmal zu vereinbaren und nicht einen Parkplatz für Flugzeuge zu schaffen.
Text: Franziska Klemstein
Redaktion: Martin Bredenbeck