Simultanhalle
Volkhovener Weg 209–211
50765 Köln-Volkhoven
Erbaut: 1979
Entwurf: Peter Busmann (*1933) und Godfrid Haberer (*1941), BUSMANN + HABERER
Geschütztes Baudenkmal: nein
Status: akute Gefährdung
Steht die Simultanhalle in Köln-Volkhoven vor dem Aus? Angeblich sind die Instandsetzungskosten zu hoch. Folgt der Schließung ein Abriss? Damit würde nicht nur der architekturhistorisch hochinteressante Prototyp des späteren Museum Ludwig verlorengehen, sondern außerdem ein wichtiger Kölner Ort für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.
Unterstützer: Förderverein Simultanhalle Köln-Volkhoven e.V.
Die sogenannte Simultanhalle wurde 1979 von den Architekten Peter Busmann und Godfrid Haberer geplant und im Kölner Ortsteil Volkhoven auf dem Gelände einer ehemaligen Dorfschule errichtet. Das Gebäude war ein Prototyp bzw. Architekturmodell, denn es diente als Vorentwurf für den am Kölner Dom geplanten Komplex aus Wallraf-Richartz-Museum und Museum Ludwig. Aspekte bei diesem „Testlauf“ waren die Erprobung der Lichtführung sowie der Außen-, Decken- und Bodenbeläge. Seit 1984 ist der Eigentümer des Objekts die Stadt Köln, vertreten durch das Kulturdezernat, nachdem ein geplanter Abriss durch die Künstlerin Eva Janokova verhindert wurde. Daraufhin entstand auch die – naheliegende – Umnutzung des Gebäudes als Ausstellungsraum mitsamt dem neuen Namen „Simultanhalle“.
Ab 1989 übernahm ein Kuratorium aus wechselnden Akteuren der Kunstszene die Organisation von Ausstellungen in der Halle. Diese finden dort jeweils zwischen April und Oktober eines Jahres statt. Seitdem wurden Objekte von knapp 150 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Im Fokus stehen vor allem die Förderung der Kunstszene in der Region und die Möglichkeit, eine Plattform zum Austausch anzubieten.
Der fensterlose, graue Kubus mit einer Grundfläche von 10,8 x 10,8 m zeichnet sich besonders durch die weißen Sheddach-Bahnen aus: An diesem markanten Motiv wird die Vorläuferfunktion für den geplanten Museumsbau sofort ersichtlich. Die Shedschalen bilden den Abschluss einer Maximalhöhe von 12 m und sind im Winkel von 55° nach Norden mit Fenstern geöffnet. Die tragende Holzkonstruktion ist mit unterschiedlichen Baumaterialien verkleidet, die hier sozusagen nebeneinander erprobt werden: rote Dachziegel, Zinkblechbahnen und schwarze Bitumenplatten. Die Simultanhalle ist durch eine Tür südlich der Ostseite betretbar und im Inneren weiß gefasst. Die Shedschalen sind innen ebenfalls weiß gefasst, eine um 90° gedrehte weiße Schalenkonstruktion zitiert das Motiv und ergibt ein indirektes, ungefiltertes Oberlicht.
Der Abriss wird schon seit 2017 diskutiert, als nach einer Begehung das Gebäude als einsturzgefährdet eingestuft und daraufhin ein Nutzungsverbot seitens der Stadt ausgesprochen wurde. Die Stadtverwaltung bewertet die Sanierung mit knapp 160.000 Euro als nicht wirtschaftlich, da der Bau von Anfang an nur als Provisorium geplant gewesen sei. Seit 2018 ist die Simultanhalle endgültig geschlossen. Ein Abriss steht auch wegen der akuten Einsturzgefahr bevor, dass Objekt soll durch einen Neubau ersetzt werden. Seitens des Kuratoriums gibt es selbstverständlich ein gewisses Verständnis für diese Entscheidung, da sich das Gebäude tatsächlich in einem schlechten Zustand befindet. Unverständnis hingegen ruft die daraus gezogene Konsequenz – der Abriss – hervor: Die Simultanhalle ist anschauliche Architekturgeschichte (welches Kölner Projekt der letzten Jahrzehnte könnte Vergleichbares vorweisen?) und ein wichtiger Ausstellungsort. Und dass Provisorien sich als dauerhaft erweisen und im Laufe der Zeit ihren ganz eigenen Status bekommen, sollte man in Köln eigentlich zur Genüge kennen und – schätzen.
Text: Ann-Kathrin Hartenbach
Redaktion: Martin Bredenbeck, Endredaktion: Cornelia Kirschbaum
Zum Weiterlesen:
Die endliche Aura des Provisorischen (koelnarchitektur.de vom 18.02.2021)
Rettet die Simultanhalle! (Online-Petition bei openPetition.de)