Stadthalle Bad Godesberg

'

Stadthalle Bad Godesberg
Kurpark/Koblenzer Str. 80
53177 Bonn

Erbaut: 1955
Entwurf: Wilhelm Denninger (1899–1973) und Dirk Denninger (1928–2002)
Geschütztes Baudenkmal: ja

Status:  drohende Gefährdung

Die Gesamtanlage ist denkmalgeschützt. Gleichwohl haben sich 2018 Debatten in Bonn entwickelt, die Halle abzureißen und auf dem Grundstück den Neubau eines Mehrspartenhauses für Schauspiel, Musiktheater und Kongresse zu errichten.

Unterstützer: Bürger.Bad.Godesberg e.V.

Quelle: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn

Der gegliederte Baukörper ist durch einen Wandelgang mit dem Gartenanlagen verbunden, historische Postkarte um 1960. Quelle: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn

Die Stadthalle im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg hat eine lange Vorgeschichte, die mit dem Niedergang des Fremdenverkehrs als Auswirkung des Zweiten Weltkrieg beginnt. Im Februar 1947 entschied die damals noch selbständige Stadt, an ihre Tradition als Heil- und Erholungsort anzuknüpfen und sich mit einer neuen Stadthalle dafür einen repräsentativen Ort zu geben. Als Standort des neu zu errichtenden Bauwerks war seit Frühjahr 1948 ein Grundstück nahe dem früheren Godesberger Rathaus im Gespräch, im damals sogenannten „Volksgarten“. Zahlreiche Fragen waren zu klären, u.a. der Umgang mit dem von 1891 stammenden Volksgartensaal, der als Gastronomie- und Veranstaltungsort dort bereits bestand.

Der Parkseite der Halle ist ein großer Teich mit Fontäne vorgelagert. Foto: Kospoth (Triggerhappy) via Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0 DE)

Der Rat setzte 1954 einen Stadthallenausschuss ein, der Vorbereitung und Durchführung der Bauarbeiten begleiten sollte. Noch im selben Jahr wurde der Architektenwettbewerb entschieden und der Entwurf der Bonner Architekten Wilhelm Denninger (1899–1973) und Dirk Denninger (1928–2002) zur Ausführung bestimmt. Vater und Sohn hatten einen Entwurf eingereicht, der von der Jury als »besonders harmonisch« bezeichnet wurde und dessen Vorteil für den Rat in dem vergleichsweise größeren Fassungsvermögen der Kongresshalle lag. Im Februar 1955 begannen die Arbeiten zum Abriss des Volksgartensaals als Voraussetzung für den Baubeginn der Stadthalle, das Richtfest konnte schon im Juli stattfinden, die Einweihung am 15. Dezember 1955 in Anwesenheit von 700 geladenen Gästen, darunter Bundespräsident Theodor Heuss.

Aus den 1970er Jahren stammt der rückseitig angebaute Trinkpavillon, der 2018 zur Nutzung vom Verein Bürger.Bad.Godesberg e.V. übernommen wurde. Foto: Bürger.Bad.Godesberg e.V./Rheinische Anzeigenblätter

Das Ensemble aus Stadthalle und Kurpark – für dessen heutige Form der bekannte Gartenarchitekt Heinrich Raderschall die Pläne lieferte – wurde in den Folgejahren mehrfach verändert und erweitert. Unter anderem kam in den 1970er Jahren ein eleganter Trinkpavillon hinzu, dessen Gestaltung auf den Kontrast von Betonreliefs, großzügiger Verglasung und Wasserflächen setzt. Die Formensprache der Stadthalle selbst kann als typisch für die 1950er Jahre gelten und veranschaulicht die Ideale eines organisch verstandenen Bauens, mit Verzicht auf Symmetrie und Hierarchie zugunsten einer lockeren, stets landschaftsbezogenen Gruppierung der Bauten.

Die Gesamtanlage ist denkmalgeschützt. Sie vereinigt vielfältige stadt- und stadtteilgeschichtliche, kulturhistorische und auch gesellschaftliche Bedeutungen (erinnert sei an das Godesberger Programm der SPD, das hier beschlossen wurde). Gleichwohl haben sich 2018 Debatten in Bonn entwickelt, die Halle abzureißen und auf dem Grundstück den Neubau eines Mehrspartenhauses für Schauspiel, Musiktheater und Kongresse zu errichten. Stand Sommer 2019 ruht das Thema. Die bislang in der Politik und der Presse geführte Diskussion lässt ahnen, dass es erneut auf den Tisch kommen dürfte. Das Objekt steht stellvertretend für viele Denkmäler, deren Schutzstatus im Rahmen neuer Kulturkonzepte nicht ernst genug genommen wird.

Martin Bredenbeck

Oben: Haupteingang der Stadthalle mit der elegant aufgeständerten Dachscheibe. Foto: Kospoth (Triggerhappy) via Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0 DE)